GOTT WIRD MENSCH - rekapituliert
GOTT WIRD MENSCH
GEISTLICHE EINFÜHRUNG IN DIE LITURGIE DER ADVENTS- UND WEIHNACHTSZEIT
Eine Zusammenfassung - Vortragsreihe von Prof. Dr. Marco Benini (Trier)
ADVENT
Zum 1. Advent wird die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit als Vollendung der Zeit gefeiert: Wir machen uns wach, bedenken das übers irdische Leben Hinausgehende, blicken hin auf die Ewigkeit.
Zum 2. Advent wird nach dem Modell von Johannes dem Täufer besondere Aufmerksamkeit auf die Wegbereiterschaft gelegt: Wir bereiten uns vor auf das Zukommen Christi auf uns.
Zum 3. Advent feiern wir Gaudete, die Freude als Grundhaltung und Aufruf. (vgl. Phil 4,4f.) Diese Freude wird symbolisiert durch die liturgische Farbe Rosa, welche sich auch auf der dritten Adventkranzkerze findet.
Zum 4. Advent steigen wir in die unmittelbare Vorbereitung auf die Geburt Christi ein, indem wir die Geburtsankündigung an Josef, die Verkündigung an Maria und den Besuch Mariens bei Elisabeth nachvollziehen.
So sehen wir: Das Kommen Christi wird in dreifacher Weise beschrieben und gedacht. Er wird nicht nur kommen, sondern ist schon gekommen und kommt auch in der Zwischenzeit der Erwartung jedes Mal neu, wann immer wir an die Stelle Mariens treten (Fiat) und im Gehorsam und Vertrauen dem Willen Gottes der Liebe einen Weg durch uns bahnen, sodass Christus auch durch uns in die Welt geboren werden kann.
In den Worten des hl. Bernhard von Clairvaux:
"Die mittlere Ankunft ist wie ein Weg, auf dem man von der ersten bis zur letzten gelangt: In der ersten [Ankunft] war Christus unsere Erlösung, in der letzten wird er als unser Leben erscheinen, in dieser aber ist er unsere Ruhe und unser Trost".
Jesus kommt also heute im Gottesdienst und in unser Leben!
WEIHNACHTEN
Die einzelnen Zustände bzw. Stationen der Christen, die auf diesem Weg befunden sind, lassen sich an den Lesungen der Heiligen Schrift, aber auch anhand von traditionellen Advents- und Weihnachtsliedern der Kirche festmachen, welche aus diesen Texten gewoben sind.
Aus kulturgeschichtlicher Sicht ist der 25. Dezember aller Wahrscheinlichkeit nach als Weihnachtstag gesetzt worden, weil der heidnische Sonnenkult bzw. der Unbesiegbare Sonnengott eine gute Vorlage für Christus bot, der als "Sonne der Gerechtigkeit" erscheint und in die entsprechende Charakteristik passt. (vgl. Mal 3,20; GL 227; Glaubensbekenntnis von Nizäa: "Licht vom (wahren) Licht") Zum Bild der aufgehenden Sonne Christus passt auch, dass im 4. Jahrhundert die Wintersonnenwende auf den Tag des 25. Dezembers fiel.
Aus diesen Gründen ist auch die erste römische Weihnachtsmesse eine Tagesmesse am 25. Dezember gewesen. Heute noch wird in der Stationsliturgie zur Weihnachtsmesse in St. Peter Einzug gehalten. Betont wird hierbei die Menschwerdung Christi "fern aller Krippenromantik" (Benini). Zu ihrer heutigen Gestalt und Beachtung kam die Krippe erst durch die Mitternachtsmesse, die historisch an zweiter Stelle ergänzt wurde (nach der Tagesmesse), heute aber den Anfang des Weihnachtszyklus bildet. Als Begründer des Krippenspiels gilt der hl. Franz von Assisi, der 1223 durch seine lebendige Krippe in Greccio gewissermaßen ein "neues Betlehem" errichtete. (Thomas von Celano) Für die Stationsliturige wird die Mitternachtsmesse: Christmette, vom Papst in S. Maria Maggiore gefeiert, wo sich der Tradition nach eine Krippenreliquie aus Betlehem befindet. Zuletzt entwickelt hat sich die Hirtenmesse, die am Morgen des 25. Dezember vom Papst zusammen mit den byzantinischen Christen in S. Anastasia zelebriert wird.
EPIPHANIE
Die Weihnachtsoktav führt uns von der Geburt des Herrn am 25. Dezember über den Tag des Erzmärtyrers Stephanus, des Johannes, der Unschuldigen Kinder zum Fest der Hl. Familie und nach Silvester zum Hochfest der Gottesmutter Maria am 1. Jänner, womit zuletzt an die Stelle der Buße die Freude tritt, nun mitklingend mit der Festtagsstimmung der säkularen Welt - diese jedoch sinngebend vertiefend.
Zur Weihnachtszeit gehört des Weiteren die Zeit bis zur Epiphanie des Herrn am 6. Jänner und dem darauffolgenden Sonntag: Taufe des Herrn.
Zwischen dem Westen (Rom) und dem Osten (Jerusalem) gab es einen Austausch der Feste. Auch der Osten feiert am 25. Dezember die Geburt Christi, jedoch am selben Tag bereits die Sterndeuter, die im Westen erst am 6. Jänner zum Zug kommen, an einem Tag, der für die östliche Liturgie schon die Taufe des Herrn bedeutet. Neben dem Weinwunder bei der Hochzeit in Kana wird im Westen am 6. Jänner auch die Brotvermehrung gefeiert. Es dreht sich zu dieser Gelegenheit alles um die Darstellung bzw. Offenbarung des Herrn.
Die Sterndeuter wurden im mystischen Schriftsinn von Beda Venerabilis (+ 735) mit den drei Teilen der Welt "Asien, Afrika und Europa" gleichgesetzt. Verschiedene Stellen der Heiligen Schrift (Jes 60,1-6; Ps 72,1.10f.) lassen eine Identifikation der Sterndeuter mit Königen zu. Uns können die Heiligen Drei Könige heute als ein "Modell des Glaubensweges" dienen. So macht auch der Kommunionvers deutlich: "Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, dem Herrn mit Geschenken zu huldigen". (vgl. Mt 2,2) Es gewinnen die vom Evangelisten Matthäus erwähnten Geschenke Symbolcharakter: Mit dem Gold bringen wir dem König unseren Glanz und Erfolg dar, mit dem Weihrauch dem Gott unsere Anbetung und Verehrung und in der Myrrhe tragen wir dem Gekreuzigten/Erlöser unser Bitteres und Leidvolles zu.
Den Stern, welcher den Weisen leuchtete, haben wir richtungsweisend auch in uns. Er ist wie ein "Navi zu Christus" (Benini), eine Verbindung, die die Sehnsucht schafft. Unter den inneren Regungen der Seele findet sich die Stimme Gottes, auf die wir hören sollen, um das Ziel nicht zu verfehlen: um in die Freude, also Christus einzugehen. Dabei kann uns die Heilige Schrift Orientierung geben und Karte sein.